Sonntag, 16. November 2008

The Oil Crunch

Der "Credit Crunch" ist zurzeit in aller Munde. Wie alle vorherigen Wirtschaftskrisen ist es jedoch ein vorübergehendes Problem, wenngleich es Konsequenzen auf das zukünftige Weltwirtschafts- und Kreditvergabesystem haben wird. Die G-20-Runde werkelt ja gerade...

Ein andere Herausforderung wird nicht vergänglicher Natur sein: die Rohölversorgung der Gesellschaft. Wie Jeremy Leggett am Samstag in seiner Key Note auf dem in meinem Blog bereits erwähnten 3. Social Reseponsibility Forum eindrucksvoll und plakativ verdeutlichte, gehen Schätzungen einer Arbeitsgruppe (The Peak Oil Group) davon aus, dass der Rückgang der Ölversorgung schneller voranschreitet als bisher angenommen. Nach ihren Berechnungen wird bereits im Jahre 2013 der Punkt erreicht, an dem die Nachfrage das zur Verfügung stehende Angebot an Rohöl überschreitet. Die Konsequenzen dieses "Oil Crunches" könnten laut dem Bericht gravierend sein und das Vereinigte Königreich (ist der Adressat des Berichtes) stärker bedrohen als andere Gefahren wie z.B. der Terrorismus oder die kurzfrisitgen Auswirkungen des Klimawandels.



Die "Peak Oil"-Debatte ist nicht neu und exisitert schon seit mehreren Jahren. Einige Regierungen und Öl-Unternehmen glauben, dass die Erdöl-Produktion die steigende Nachfrage auch noch in den kommenden Jahrzehnten bedienen kann. Eine immer größer werdende Gruppe von Meinungsträgern - darunter viele Experten aus der Öl-Industrie - ist jedoch davon überzeugt, das ein Produktions-Gipfel (Oil Peak) unmittelbar bevorsteht.

Interessant ist, dass durch den neuen Bericht zum ersten Mal eine Gruppe von Unternehmen konkret Stellung nimmt. Kern des Berichtes sind zwei neu beauftragte Einschätzungen der künftigen Öl-Produktion - u.a. eine des Öl-Multis Shell.

Während die eine Einschätzung wie bereits erwähnt von einem Peak in den Jahren 2011-2013 ausgeht, sieht Shell einen weiteren Anstieg bis 2015 und danach eine horizontale Entwicklung in die 2020er Jahre hinein.

Welche Einschätzung korrekt ist, weiß zum jetzigen Zeitpunkt niemand. Fakt ist, und das hat mir der Vortrag am Samstag deutlich vor Augen geführt, dass ein Großteil des Funktionierens unserer heutigen Gesellschaft von der Produktion und Förderung eines bald endlichen Rohstoffes abhängt. Nicht, dass diese Botschaft neu ist, aber wir tendieren dazu, dies immer wieder zu verdrängen. So verglich Jeremy Leggett dann auch das Bewusstsein der Entscheider in den Vorstandsetagen der Öl-Multis dieser Welt mit dem Zitat des ehemaligen Citigroup Vorstandschefs Chuck Price, der vor dem "Credit Crunch" gesagt hatte: "When the music stops, in terms of liquidity, things will be complicated. But as long as the music is playing, you’ve got to get up and dance. We’re still dancing." - soll heißen, verdränge das Problem solange es geht.

Wir müssen uns auf gravierende Veränderungen einstellen. Wandel bietet aber auch immer Chancen - in diesem Fall konkret in dem Sektor der erneuerbaren Energien. Das deutsche Bundesumweltministerium geht davon aus, dass bis 2020 die Zahl der Beschäftigten in diesem Sektor von aktuell 250.000 auf 400.000 ansteigt. Mal sehen, vielleicht zieht es mich ja auch dorthin. Untätiges Zuschauen kann ich mir an diesem Wochenende jedenfalls schwer vorstellen...

Wer einen Eindruck über Jeremy Leggett und seine Art zu reden gewinnen möchte, dem seien diese Videos ans Herz gelegt.

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